6. Schluckstörungen

Kindliche Schluckstörungen (Dysphagien) können, vom Säuglingsalter an, in jeder Altersstufe auftreten.
Bei einer kindlichen Dysphagie haben die Kinder Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme.
Zum einen können sie Nahrung nicht in ausreichenden Mengen zu sich nehmen, zum anderen fällt es den Kindern schwer, ihre Nahrung in der altersentsprechenden Konsistenz (flüssig, breiig, fest) zu verarbeiten. Auch der Bewegungsablauf vor und während des Schluckens ist häufig nicht altersentsprechend. Manchmal sind die Kinder zu wenig oder gar nicht in der Lage, Nahrung über den Mund aufzunehmen und müssen über eine Sonde ernährt werden.

Die Ursachen hierfür können sehr unterschiedlich sein.

In der logopädischen Befunderhebung und Therapie versuchen wir, die möglichen Ursachen zu ermitteln. Wir erarbeiten Wege zur verbesserten Nahrungsaufnahme und leiten die Eltern für eine Unterstützung zu Hause an. Bei Kindern, die mithilfe einer Sonde ernährt werden, ist es unser Ziel, eine orale Nahrungsaufnahme anzubahnen, um eine Sondenentwöhnung zu ermöglichen oder vorzubereiten.

Generell gilt, dass bei jeglichen auftretenden Problemen bezüglich der Nahrungsaufnahme oder bei einer bereits bekannten verursachenden Grunderkrankung eine Schluckstörung ursächlich sein kann. Es sollte auf jeden Fall ärztlicher Rat eingeholt werden!

5. Funktionelle Schluckstörungen (Myofunktionelle Störungen)

Im Rahmen einer funktionellen Schluckstörung im Erwachsenenalter können mehrere Symptome auftreten: inkompletter Mundschluss/Mundatmung, auffällige Lippen-/Zungenstruktur, unphysiologische Zungenruhelage und Vorverlagerung der Zunge beim Schlucken bei insgesamt unausgeglichener Muskelbalance im Mund-, Gesichts- und Halsbereich.
Als Folgen können sich Zähneknirschen, Zahnimpressionen, Entzündungen des Zahnfleischs/Zahnbetts, Kiefergelenkspathologien und ein Schmerzfunktionssyndrom zeigen. Begleitend können Artikulationsstörungen (häufig das /s/ und /sch/ betreffend) sowie Zahn- und Kieferfehlstellungen auftreten.

4. Schluckstörungen

Schluckstörungen (Dysphagien) bei Erwachsenen können in Verbindung mit neurologischen Erkrankungen, wie z.B. bei multipler Sklerose oder nach einem Schlaganfall auftreten. Einige Patienten bekommen auch Schluckprobleme aufgrund von Alterungsprozessen. Außerdem können Störungen der Nahrungsaufnahme nach operativen Eingriffen oder als Unfallfolge vorkommen.
Die meisten Patienten leiden sehr unter den Symptomen einer Schluckstörung. Teilweise gelingt die Nahrungsaufnahme nur mit großen Schwierigkeiten. Die Patienten verschlucken sich häufig, weil sie die Nahrung z.B. nicht mehr ausreichend zerkleinern bzw. nicht genau spüren können, ob der Mund schon leer ist, oder ob noch Reste im Mund verblieben sind.
Die Symptome sind sehr unterschiedlich und hängen davon ab, welche Ursachen ihnen zugrunde liegen. Schluckstörungen können zu Fehl- oder Mangelernährung führen und somit lebensbedrohlich werden.
Lebensgefahr kann auch bestehen, wenn durch falsches Schlucken Nahrungsreste in die Luftröhre gelangen.

Generell gilt, dass bei jeglichen auftretenden Problemen bezüglich der Nahrungsaufnahme oder bei einer bereits bekannten verursachenden Grunderkrankung eine Schluckstörung ursächlich sein kann. Es sollte auf jeden Fall ärztlicher Rat eingeholt werden!

3. Stimmstörungen

Stimmstörungen bei Erwachsenen äußern sich in länger bestehender Heiserkeit (ohne akuten Infekt), eingeschränkter Belastbarkeit der Stimme, Schmerzen und/oder einem Fremdkörpergefühl im Kehlkopf. Sie können funktionelle oder organische Ursachen haben, z.B. eine hohe Stimmbelastung in Sprechberufen, eine muskuläre Fehlhaltung, eine (Spät)Folge von Infekten oder bei Stimmbandlähmungen.

2. Störungen des Sprechens

Unter „Sprechen“ wird die motorische Ausführung von Sprachlauten verstanden, d.h. die Fähigkeit die gedachten Laute, Wörter, Sätze oder Texte artikulatorisch verständlich und im Redefluss angemessen zu äußern.
Die verschiedenen Sprechstörungen bei Erwachsenen lassen sich in zwei große Gruppen unterteilen: Störungen der Bildung von Lauten (Artkulationsstörungen) und Redeflussstörungen (Stottern/Poltern).

  • Artikulationsstörungen
    Bei einer Artikulationsstörung ist die korrekte Lautbildung gestört, die seit der Kindheit bestehen kann.
    Hörstörungen können ebenfalls zu einer Artikulationsstörung führen, genauso wie bei Erkrankungen wie Schlaganfällen, Unfall bedingten Traumata und anderen chronischen Erkrankungen wie z.B. Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), Chorea Huntington oder Multiple Sklerose (MS).
    Sprechstörungen infolge neurologischer Erkrankungen sind entweder Sprechapraxien oder Dysarthrien.
  • Sprechapraxie
    Die Sprechapraxie ist eine Störung der Planung von Sprechbewegungen. Sie zeigt sich im Bereich von Artikulation, Sprechmelodie und -rhythmus (Prosodie) und Sprechverhalten.
    Die Betroffenen zeigen auf Grund ihres unbeeinträchtigten Sprachverstehens eine große Unzufriedenheit mit ihrem eigenen Sprechen. Das anstrengende Sprechen führt zu mimischen Mitbewegungen, gepresster Stimme oder Anspannungen der Hals- und Gesichtsmuskulatur.
  • Dysarthrie
    Unter einer Dysarthrie versteht man eine erworbene neurogene Sprechstörung, Dabei sind die Steuerung und die Ausführung von Sprechbewegungen betroffen. Dies bedeutet, dass Sprechmotorik, Sprechmelodie (Prosodie), Sprechrhythmus, Stimme, Lautstärke und Atmung in unterschiedlichem Ausmaß beeinträchtigt sind.
    Beispiele: Menschen mit Dysarthrie bei Parkinson sprechen oft sehr leise und monoton, sehr undeutlich und schnell, so dass der Zuhörer häufig nachfragen muss um den Sinn des Gesagten zu verstehen. Menschen mit Dysarthrie bei spastischen Lähmungen sprechen oft mit gepresster, rauer Stimme, die Stimme klingt kloßig und nasal und die Sprechweise ist monoton und verlangsamt („wie betrunken“).
  • Rhinophonie/lalie
    Rhinophonien (Näseln) sind Störungen des Stimmklangs und der Artikulation, die durch eine gestörte Nasenresonanz entstehen.
    Die Verständlichkeit der gesprochenen Sprache kann durch eine Rhinophonie bis zur Undeutlichkeit eingeschränkt sein.
  • Stottern
    Das Stottern bei Jugendlichen und Erwachsenen unterscheidet sich ganz wesentlich von Unflüssigkeiten bei Kindern. Dies beruht im Wesentlichen auf der Tatsache, dass bei Jugendlichen und Erwachsenen bereits ein Störungsbewusstsein entwickelt ist, das sich in aller Regel auf ihr gesamtes Sprech-, Kommunikations- und auch Sozialverhalten auswirkt.
    Jeder Mensch stottert!
    Aber wenn die Unflüssigkeiten beim Sprechen häufiger auftreten und meist viel stärker ausgeprägt sind, verursacht das deutliche Reaktionen bei den Betroffenen. Das plötzliche Auftreten (wie auch bereits die Erwartung) der Stottersymptomatik ist meist mit starken emotionalen und körperlichen Reaktionen verbunden, die wiederum Auswirkungen auf den Sprechablauf haben.
  • Poltern
    Poltern zeigt sich in schnellem und / oder unregelmäßig schwankendem Sprechtempo. Es treten dabei Auslassungen, Wortverschmelzungen und artikulatorische Veränderungen von Lauten, Silben, Wörtern und Phrasen auf.
    Das Sprechen wird dadurch schwer verständlich, phasenweise unverständlich, die Prosodie ist häufig auffällig. Zusätzlich bestehen sehr häufig Unflüssigkeiten in Form von Wiederholungen von Silben, Wörtern und Satzteilen, oder lockeren Lautwiederholungen.
    Beispiel: „gsan awnch auwan fan“ (gestern Abend bin ich auf der Autobahn gefahren)
  • Audiogene Sprechstörungen
      Die Ursache dafür ist immer eine Hörstörung. Je nach deren Schweregrad und Ausprägung können bestimmte Laute der Sprache in den vom Hörverlust betroffenen Frequenzen nicht mehr oder nur ungenau wahrgenommen werden. Diese Laute werden dann von den hörbeeinträchtigten Personen nicht oder ungenau artikuliert. Es kommt zu Auslassungen von Lauten, zu einer verwaschenen oder fehlerhaften Aussprache von Konsonanten und/oder zu einer Vereinheitlichung des Klangbildes bei Vokalen.

1. Sprachstörungen

Wenn die Sprache von Erwachsenen gestört ist, liegt eine Störung im Bereich des Sprachzentrums des Gehirns vor. Ursachen hierfür können ein Schlaganfall, eine Hirnblutung, unfallbedingte Traumata, Hirntumore, entzündliche Erkrankungen des Gehirns und auch Hirnabbauprozesse sein. Diese Form der Sprachstörung wird Aphasie genannt.

  • Aphasie Eine Aphasie ist eine erworbene zentrale Sprachstörung, die durch Schädigung des Gehirns hervorgerufen wird.
    Sowohl das Sprachverständnis als auch Bereiche der Sprachproduktion können betroffen sein und je nach Schweregrad der Beeinträchtigung sogar kaum noch möglich sein.
    Diese, meistens plötzlich auftretenden sprachlichen Defizite, haben häufig weitreichende und teilweise dauerhafte Auswirkungen auf das familiäre, soziale und berufliche Leben der Betroffenen und deren Angehörigen.

8. Funktionelle orofaziale Störungen (Myofunktionelle Störungen)

Bei einer funktionellen orofazialen Störung handelt es sich um eine Störung der Muskulatur im Mund-Gesichtsbereich. Betroffen sind die Bewegungs- und Koordinationsabläufe sowie das muskuläre Gleichgewicht aller am Schlucken beteiligten Strukturen. Der Grund dafür ist häufig eine isolierte Fehlfunktion der Wangen-, Lippen- und Zungenmuskulatur.

Folgende Symptome können im Rahmen einer funktionellen orofazialen Störung auftreten:
fehlender Mundschluss, Mundatmung, vermehrter Speichelfluss, die Zunge stößt beim Sprechen und Schlucken zwischen die Zähne.
Die Muskelbalance im Mund-, Gesichts-, und Halsbereich erscheint nicht harmonisch.

Mögliche Folgen einer nicht behandelten funktionellen orofazialen Störung können sein:
Zahn- und Kieferfehlstellungen, eine gestörte Kau-, Beiß- und Schluckentwicklung, sowie eine „verwaschene“ und/oder „feuchte“ Aussprache.

7. Ess- und Trinkstörungen

Bei einer (früh-)kindlichen Ess- und Trinkstörung haben die Kinder Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme.
Die Auswirkungen sind oft ähnlich wie bei den oben beschriebenen Schluckstörungen – die Kinder können nicht ausreichend altersentsprechend ernährt werden. Die Ursachen dafür unterscheiden sich aber deutlich:

Für die kindliche Ess- und Trinkstörung gibt es sehr unterschiedliche Ursachen.
Es gibt Kinder, bei denen eine Wahrnehmungsstörung im Mund-Gesichtsbereich zugrunde liegt. Diese Kinder empfinden häufig Berührungen von außen anders. Manche Kinder sind sehr sensibel und andere spüren Bewegungen oder Berührungen nur wenig.

Wir versuchen in der logopädischen Befunderhebung die möglichen Ursachen zu ermitteln. In der Therapie erarbeiten wir Wege zur verbesserten Nahrungsaufnahme und leiten die Eltern für eine Unterstützung zu Hause an. Bei Kindern, die mithilfe einer Sonde ernährt werden, ist es unser Ziel, eine orale Nahrungsaufnahme anzubahnen, um eine Sondenentwöhnung zu ermöglichen oder vorzubereiten.

Da in diesem Bereich oft auch primär oder sekundär psychische Ursachen zugrunde liegen, arbeiten wir hier meistens mit Psychologen oder Beratungsstellen zusammen.

Generell gilt, dass bei jeglichen auftretenden Problemen bezüglich der Nahrungsaufnahme oder bei einer bereits bekannten verursachenden Grunderkrankung eine Schluckstörung ursächlich sein kann. Es sollte auf jeden Fall ärztlicher Rat eingeholt werden!

4. Störungen des Sprechens

Unter „Sprechen“ wird die motorische Ausführung von Sprachlauten verstanden, d.h. die Fähigkeit die gedachten Laute, Wörter, Sätze oder Texte aufgrund der Sprechbewegung verständlich und im passenden Redefluss zu äußern. Die verschiedenen Sprechstörungen bei Kindern lassen sich in 2 große Gruppen unterteilen: Störungen der Bildung von Lauten (Artikulationsstörungen) und Redeflussstörungen (Stottern/Poltern).

  • Artikulationsstörungen
    Artikulationsstörungen sind Abweichungen bei der Aussprache von Lauten bzw. Lautverbindungen aufgrund von sprechmotorischen Problemen. Bei Artikulationsstörungen entspricht die Lautbildung eines oder mehrerer Laute nicht dem sogenannten „Standardmuster“ einer Sprache, d.h. ein Laut wird nicht oder falsch gebildet. Am häufigsten sind im Deutschen die Zischlaute davon betroffen. Diese artikulatorische Auffälligkeit wird auch als „Sigmatismus“ bezeichnet und kommt in verschiedenen Ausprägungen vor.
  • Stottern
    Stottern beginnt meist im Alter zwischen 2 und 5 Jahren. Kinder, die stottern, verlieren für Momente die Kontrolle über ihr Sprechen.
    Dabei gibt es drei sogenannte Kernsymptome:
    o unfreiwilligen Wiederholungen (Ka-ka-ka-katze)
    o Verlängerung von Lauten (Mmmmmmaus)
    o Blockierungen, bei denen die Sprechbewegung völlig „steckenbleibt“ (——–apfel).
  • Kindliche Sprechapraxie
    Die Sprechapraxie ist eine Störung der Planung von Sprechbewegungen. Sie zeigt sich im Bereich von Artikulation, Sprechmelodie und -rhythmus (Prosodie) sowei dem Sprechverhalten. Bei der Artikulation kommt es häufig zu lautliche Abweichungen bzw. Entstellungen von Lauten.
  • Verbale Entwicklungsdyspraxie
    Die Symptome sind vergleichbar denen der Sprechapraxie, d.h. die Planung der Sprechbewegungen ist gestört. Begleitend kann oft beobachtet werden, dass die Kinder grobmotorisch ungeschickt sind.
    Die Sprachentwicklung dieser Kinder ist dadurch gekennzeichnet, dass sie nur wenige Lalllaute produzieren. In den ersten Lautproduktionen fehlen die Konsonanten, sie produzieren eine Art „Vokalsprache“ (z. B. „aaoo“). Häufig sind diese Kinder als Baby eher still und haben einen verspäteten Sprechbeginn (sogenannte „Late Talker“).